New Wave (englisch für: Neue Welle) ist ein Begriff, der zirka 1976 zunächst für die
Punk-Bewegung verwendet wurde. Im Laufe der Zeit erhielt der Begriff jedoch verschiedene Bedeutungen:
* Als Oberbegriff für verschiedene musikalische Spielarten und Bands, die sich während der
Punk-Bewegung Ende der 1970er Jahre neu gegründet hatten.
* Als Oberbegriff für einige Jugendkulturen der frühen 1980er Jahre.
* Seit den 1990ern als Bezeichnung für den Mainstream in der Popmusik der 1980er Jahre.
Die Bezeichnung „neue Welle“ als undefinierter Oberbegriff bot sich an, von verschiedenen Generationen benutzt zu werden. Jede Generation verwendete den Begriff, ohne den ursprünglichen Kontext, in dem er entstanden war, zu beachten bzw. zu kennen. Daraus resultierten auch die Schwierigkeiten im Umgang mit dem Begriff, der je nachdem, welche Generation fokussiert wurde, zu unterschiedlichen Interpretationen führte.
Die ursprüngliche Bedeutung lag darin, dass die
Punk-Bewegung als eine „neue Welle“ betrachtet wurde. In ihrer Gesamtheit (Musik, Mode, Attitüde) stellte die
Punk-Bewegung etwas Neues dar. Nur wenige glaubten allerdings,
Punk sei eine dauerhaft anhaltende Erscheinung. Diese Zweifel schlugen sich in dem Begriff „Welle“ nieder, der den angeblich kurzlebigen und vorübergehenden Charakter unterstrich. Eine ähnliche Verwendung fand der Begriff New Wave in der Science-Fiction-Literatur der 1960er- oder beim französischen Film gegen Ende der 1950er-Jahre ("nouvelle vague").
Für die zunehmende Vielfalt an neuen Bands und verschiedenen Musikstilen eignete sich der Begriff New Wave besser als die konkrete Bezeichnung
Punk und wurde deshalb von der Industrie und den Medien immer mehr bevorzugt. Auf diese Weise wurden dann musikalisch differenzierte Interpretationen wie z. B. die Disco-Hits von Blondie und der
Punk-
Rock der Sex Pistols gemeinsam unter einem Begriff vermarktet. Mit einbezogen wurden auch die Interpreten der verschiedenen damals aufkommenden Revivals, wie
Ska, Garagenrock oder die Mod-Bewegung.
Doch schon zur Zeit des
Punk kristallisierten sich Bands heraus, die später in den 80er-Jahren den Grundstein für das legten, was dann als New Wave von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Es war das erste Album der Band Ultravox, dessen konzeptuelle Mischung 1976 aus den futuristischen Elementen des Glam-
Rock und der kalten, technokratischen Distanziertheit von Kraftwerk Aufsehen erregte. Diesem Konzept folgten dann 1977 Bands wie The Human League oder Tubeway Army. Vor allem The Human League setzten ihren musikalischen Schwerpunkt auf die Verwendung von Synthesizern und zählen daher auch mit zu den Pionieren von Electro Wave bzw. Synth
Pop.
The Police mischten
Punk mit
Rock und
Reggae (diese Mixtur wurde auch „weißer
Reggae“ genannt). Ähnliche musikalische Mixturen verwendeten auch beispielsweise Joe Jackson und Elvis Costello.
In Deutschland leitete Alfred Hilsberg 1979 die Bezeichnung Neue Deutsche Welle vom englischen Begriff New Wave ab. Gleichzeitig entwickelte sich das Dark-Wave-Genre als dunkler Bestandteil der New-Wave-Bewegung.
Zu Beginn der 80er Jahre veränderte sich die Bedeutung des Begriffs New Wave. Die Oi!-
Punks und darauf folgenden Hardcore-
Punks distanzierten sich von dem als kommerziell verschrienen Begriff New Wave. Andere Gruppierungen ließen sich ebenfalls nicht mehr dem New Wave unterordnen. So z. B. die Anhänger der Mod-Bewegung, weil mit dem Begriff New Wave eine Nähe zum
Punk assoziiert wurde, den diese Szene verabscheute. Fortan wurde dem New Wave alles zugeordnet, was sich nicht eindeutig dem
Punk oder einem Revival zuordnen ließ. Die
Punk Szene hatte jedoch Varianten entwickelt, die langsam an Eigenständigkeit gewannen. Diese Varianten hatten, sowohl modisch als auch musikalisch, mal mehr, mal weniger starken Bezug zum
Punk. Sie unterschieden sich aber z.T. in ihrer Lebensart und Einstellung zum
Punk. Dazu gehörten die frühen Goths sowie die Anhänger des Synthie-
Pop oder die ersten New Romantics. Für diese Gruppierungen gab es anfänglich keine eigenen Bezeichnungen. In der Öffentlichkeit wurden die Unterschiede zwischen den Goths, New Romantics und Synthie-Poppern ohnehin kaum wahrgenommen und so entstand die Bezeichnung Waver für alles was „
Punk-ähnlich“ war. Damit etablierte sich, zumindest in Deutschland, der New Wave als Oberbegriff für eine nur schwer zu definierende Jugendkultur.
Viele der Synthie-
Pop Bands griffen thematisch Ultravox und Tubeway Army auf. Die Musik von The Cure oder Joy Division lässt sich ebenfalls mit kühl und distanziert, im Sinne einer Introvertiertheit beschreiben. Die New Romantics versuchten dem entgegenzuwirken, indem sie einen sehr romantischen Aspekt in die Szene der frühen 1980er Jahre mit einbrachten. Aber auch dieser resultierte aus dem Futurismus des Glam-
Rock und schuf, wohl ungewollt, mit dem Ideal des perfekten Stylings die Ergänzung zu der von vielen als kühl empfundenen New-Wave-Ästhetik der 1980er Jahre.
Mit dem zunehmenden kommerziellen Erfolg vor allem der Synthi-
Pop-Bands entwickelte sich der Begriff des Post
Punk als alternativer Begriff für Bands, die sich nicht im kommerziellen Umfeld einordnen ließen. In Produktionsweise und Musikstil wiederum gibt es Verbindungen zum Bereich der Independent-Musik.
In Deutschland wurde der Erfolg des New Wave von der TV-Sendung Formel Eins, die als erste Sendung 1983 Musikvideos präsentierte, mitgetragen. Das Medium kam gerade den New Romantics entgegen, da diese auf einer visuellen Präsentation aufbauten. Viele der Videos waren damals für MTV produziert worden.
Die achtteilige und sehr erfolgreiche Compilation-Serie
Pop & Wave von 1992 war ausschlaggebend für ein kleines 80er Revival. Die Zusammenstellung änderte das Bild vom New Wave erneut und reduzierte den Begriff überwiegend auf die Erfolge aus der Zeit des New Romantic oder Synthie-
Pop. Zusätzlich befanden sich schlichte
Pop-Interpreten auf der Zusammenstellung wie z. B. a-ha. Dem Prinzip folgten unzählige Nachahmer. Damit implizierte der Begriff New Wave die Art des Mainstream-
Pop der 80er Jahre.